Europäische Kampfkünste...? Der erste Gedanke, der den meisten Menschen in den Sinn kommt, wenn Sie den Begriff "Kampfkünste" hören, ist eine Assoziation mit asiatischen Kampfkünsten. Etwas in der Art: Samurai, Ninja etc.. Dabei verfügte auch Europa ebenso wie fast jede andere Kultur über mannigfaltige Kampf- und Kriegskünste. Ringen, Boxen und Fechten sind versportlichte Überbleibsel dieser Europäischen Kampfkünste. Was dem Betrachter bei einem direkten Vergleich zwischen den noch praktizierten europäischen und asiatischen Kampfsportarten und den bildlichen Darstellung der historischen europäischen Kampfkünste auffällt sind die ganz offensichtlichen Gemeinsamkeiten. Besonders bei den waffenlosen aber auch bei den bewaffneten Systemen, was auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass der menschliche Körper eben nicht mehr bietet als die bekannten Extremitäten. Unterschiede sind meistens durch die Logik der Waffe begründet.
Als faszinierenste Quelle der europäischen Kampfkünste gelten die überlieferten Fecht- und Ringhandschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Diese Schriften offenbaren ein komplexes Allkampfsystem das sich ohne weiteres mit den asiatischen Kampfkünsten vergleichen lässt. Das früheste Werk dieser Linie stammt von ca.1295 das sogenannte Towerfechtbuch (I33). Das auch diese Werk nicht den Beginn der Fechtkunst darstellt sondern nur ein zufälliges Relikt ist das sich in unsere Zeit überliefert hat ist anzunehmen. So schreibt auch schon der Autor des Cod.ms.3227a (die Fechtlehre des Meisters Johann Liechtenauer) 1389 das '..die Kunst des Schwertes "vor manchen hundert Jaren" entwickelt wurde. Eine Menge Referenzen aus Dokumenten stützen seine Behauptung und machen klar, das die Kunst der Waffen in Europa sogar lange vor dem frühesten der überlebenden Fechtbüchern üblich war.'.
'Die epischen Gedichte Deutschlands, die üblicherweise aus dem 13. Jahrhundert stammen, erwähnen häufig schirmmaister (Fechtmeister) und ihre schirmslac (Fechtschläge). Ferner geben zivile Dokumente und Verordnungen aus ganz Europa Hinweise auf berufliche Fechter und Meister; viele davon aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Die Schriften von Chronisten und Historikern enthalten oft Verweise auf die Kunst der Handhabung von Waffen. Ein italienischer Chronist zum Beispiel, der über die Schlacht von Civitate in 1053 schreibt, erwähnt eine Körperschaft von 700 deutschen Söldnern die den Kern der päpstlichen Armee bildeten. Obwohl sie schließlich von Feind überwältigt wurden, beobachtet der Verfasser wie "sie sich mit dem Schwert auszeichneten", und ihren Gegnern die Köpfe abschlugen. Wenn man die Tatsache berücksichtigt, das Europa vom Fall Roms bis zur Renaissance von einer kriegerischen Elite regiert wurde, wäre es überraschend wenn die Kampfkünste nicht zu einem hohen Grad der Effizienz entwickelt worden wären, lange vor dem Erscheinen des ersten überlebenden Fechtbuchs um das Jahr 1300. ' [Matt Galas www.gnu.org/licenses/fdl.html ]
Der Begriff "Fechten" stand ursprünglich für das Kämpfen im allgemeinen. 'Das Verb "fechten" in der Bedeutung "kämpfen", "streiten", "pugnare", "certare", "dimicare", (alt hochdeutsch - fehtan, facht, fuhtun), (mittel hochdeutsch - vehten, vaht, vahten/vuhten) ursprgl. für jegliche Kämpfer. Tätigkeit mit Waffen zu Pferd und zu Fuß unter Einschluss des Ringens (GRIMM DWB III, 1387-1390)' [3] Erst ab dem Spätmittelalter gilt es als Synonym für den bewaffneten Zweikampf. [Lexikon des Mittelalters (s.324)]